Antifaschismus

Der NSU und das tote Mädchen

Quelle: jungewelt.de/15.10.2016/Dokumentation

DNA von Uwe Böhnhardt wurde im Mordfall Peggy gefunden. Martina Renner fordert in der Tageszeitung junge Welt einen NSU-Untersuchungsausschuss in Bayern.

Die DNA des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt ist an Beweismitteln vom Fundort der sterblichen Überreste von Peggy Knobloch sichergestellt worden. Die Rechtsmedizin der Uni Jena schloss am Freitag eine zufällige Übertragung der DNA am eigenen Institut aus.

Somit kann der 2011 ums Leben gekommene Neonazi als Hauptverdächtiger im Fall des 2001 ermordeten Mädchens aus Lichtenberg in Oberfranken gelten. Die damals im Alter von neun Jahren getötete Schülerin war mehr als 15 Jahre lang verschwunden. Der geistig behinderte Ulvi K. war trotz fehlender Leiche und unseriöser polizeilicher Verhörmethoden für den Mord verurteilt und im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen worden. Im Juli 2016 hatte ein Pilzsammler in einem Waldstück in Südthüringen die Knochen entdeckt.

Am Donnerstag abend wurde nun der "Spur-Spur-Treffer" bekannt, der Böhnhardt mit dem Fall in Verbindung bringt. Das Uniklinikum Jena teilte am Freitag mit, es habe im Juli ausschließlich Skelettreste des Mädchens untersucht. Die Spurensicherung am Fundort der toten Peggy und die Untersuchung des dort gefundenen Materials seien nicht von der Jenaer Rechtsmedizin ausgeführt worden. Insofern sei eine zufällige Übertragung von DNA zwischen beiden Fällen durch das Institut ausgeschlossen. Bereits Ende 2011 hatten Jenaer Rechtsmediziner den Leichnam von Uwe Böhnhardt obduziert, nach eigenen Angaben aber nicht die Spuren am ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach gesichert oder ausgewertet.

Die Staatsanwaltschaft Gera will nun auch den Mord an einem Jungen aus Jena im Jahr 1993 neu untersuchen. Der neunjährige Bernd Beckmann war tot am Saaleufer gefunden worden. Am Fundort lag ein Bootsmotor, der Enrico T. gehörte. Der Szenezeuge gab 2012 zu Protokoll, den Motor könne ihm damals nur Böhnhardt gestohlen haben.

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