Antifaschismus

Kärnten: Der Herr leite sie auf rechten Pfaden

Quelle: news.at/28.05.2017/Dokumentation

Jedes Jahr im Mai kommen in der Kärntner Ortschaft Bleiburg viele Tausend Kroaten zusammen. Offiziell, um eine katholische Messe zu feiern. Kritiker bemängeln das Treffen als internationalen Anziehungspunkt für Rechte und Revisionisten.

Es ist Samstagfrüh, ein wunderschöner Maitag, die Sonne ist warm, doch die Gärten in Bleiburg sind leer und viele Rollläden hinuntergezogen. Eine gespenstische Stille senkt sich über die 4.000-Seelen-Ortschaft in Kärnten. Im noch viel kleineren Ortsteil Unterloibach kurz vor der slowenischen Grenze verlässt niemand der Einwohner sein Haus. Trotzdem sind die schmalen Straßen überfüllt, auf nur wenigen Metern Breite und rissigem Teer wälzen sich 150 schwere Autobusse durch die Unterkärntner Landschaft. 10.000 Menschen reisen an und verwandeln Bleiburg für einen Tag in Kroatien.

Seit 1951 findet jedes Jahr im Mai auf dem Loibacher Feld eine Gedenkfeier statt. Offiziell wird hier ein etwa vierstündiger katholischer Gottesdienst abgehalten. Die Polizei nennt das Event witzelnd "Kroatischen Muttertag“. In Österreich wirbt kein einziges Plakat für Bleiburg, in Kroatien hingegen wird seit Wochen getrommelt. Organisator ist die katholische Kirche Kroatiens und ein Verein namens "Bleiburger Ehrenzug“, finanzielle Unterstützung kommt direkt von der kroatischen Regierung. Kritiker sprechen von einer Tarnveranstaltung für Revisionisten. Diese habe sich mittlerweile zum "größten faschistischen Treffen in Österreich“ entwickelt, wie der Grünen-Nationalratsabgeordnete Albert Steinhauser sagt, oder "zum größten in Europa“, wie es das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes nennt. Vor zwei Jahren kamen knapp 30.000 Menschen. Die Titulierung als katholische Messfeier ist ein Kniff. Sie hebelt das Kärntner Veranstaltungs- und auch das Versammlungsgesetz aus. Bleiburg ist zu einem Mythos geworden, von dem hierzulande noch immer nur wenige ahnen.

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