Antifaschismus

Neonazi vor Auslieferung aus Schweden?

Quelle: neues-deutschland.de/21.11.2016/Dokumentation

Deutschland soll die Auslieferung von John Ausonius aus Schweden beantragt haben. Gegen den Neonazi wird wegen des Mordes an Blanka Zmigrod im Jahr 1992 ermittelt. Martina Renner hält es gegenüber der Tageszeitung "neues deutschland" für "dringend geboten, die Beziehungen von Ausonius zum NSU-Netzwerk zu beleuchten".

Deutschland soll die Auslieferung des in Schweden verurteilen Neonazis John W. A. Ausonius gefordert haben. Das meldete die schwedische Zeitung "Aftonbladet" am Wochenende. Der deutschstämmige Schwede hatte zwischen August 1991 und Januar 1992 in Stockholm und Uppsala willkürlich auf zehn Migranten geschossen und dabei einen Iraner getötet. Sein Motiv? Fremdenhass.

Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main geht dem Verdacht nach, der in Haft sitzende Ausonius könnte auch in einen Mord in der Mainmetropole verwickelt sein. In der Nacht zum 23. Februar 1992 war die Garderobenfrau Blanka Zmigrod durch einen Kopfschuss ermordet worden. Die Polizei fand später heraus, dass die 68-jährige Jüdin wenige Tage zuvor einen heftigen Streit mit dem Rechtsextremisten Ausonius gehabt hatte. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen Erfolglosigkeit zunächst eingestellt. Offenbar bewirkten aber Proteste eine Neuaufnahme. Bereits 2015 verhörten deutsche Beamte Ausonius in Schweden.

Ausonius benutzte für seine Mordanschläge ein Gewehr mit Laservorrichtung – daher nannte man ihn in Schweden "Laser Man" – und einen Revolver. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er durch 18 Banküberfälle. Dabei benutzte er zumeist ein Fahrrad; zu seinen Mordanschlägen fuhr er oft mit Mietwagen. Der Neonazi war bis zu seiner Festnahme im Juni 1992 mehrfach in Deutschland. Er nutzte dabei einen deutschen Reisepass auf den Namen Manfred Tilo Ulbrich, der am 17. Februar 1992 in Dresden ausgestellt worden sein soll. Der Neonazi bekannte sich zwar erst im Jahr 2000 zu ihm nachgewiesenen Taten, seine Mordserie war allerdings schon zuvor in der rechtsextremen Blood&Honour-Bewegung begeistert wahrgenommen worden.

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