Soziale Gerechtigkeit

Preisverleihung: Macht jeden Tag zum Frauentag!

Martina Renner

Am 7. März wurde auf der Auszeichnungsveranstaltung der LINKEN unter dem Motto "Macht jeden Tag zum Frauentag!" in Erfurt erneut der Frauenpreis für hervorragendes gesellschaftliches Engagement verliehen. In ihrer Rede sprach Martina Renner über ihre Arbeit im Bundestag und linke Ansätze feministischer Politik.

Bereits zum siebten Mal wurde auf der gemeinsamen Auszeichnungsveranstaltung der LINKEN unter dem Motto "Macht jeden Tag zum Frauentag!" am 7. März 2017 im Rathausfestsaal in Erfurt der Frauenpreis für hervorragendes gesellschaftliches Engagement verliehen. Mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde in diesem Jahr BIDA e.V. Kultur und Bildung. Der Verein mit Sitz in Suhl war 2010 von Zuwanderinnen gegründet worden. Er hat sich mit vielen Projekten besonders der Integration ausländischer Menschen zugewandt, befördert ein gutes Miteinander und gegenseitiges Verständnis. Ein Schwerpunkt liegt auf frühzeitiger Prävention und Vermittlung sozialer Kompetenzen bei Kindern, mit dem Schwerpunkt der Erziehung zu Toleranz.

Weitere Preise gingen an:

- Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V., Landesverband Thüringen, Gruppe Neustadt (Orla) und Triptis
- Rollerderby Erfurt e.V.
- Mittwochs-Frauen-Gruppe des Elterncafés der Mosewaldgrundschule in Eisenach

Den Sonderpreis der LINKE-Landesvorsitzenden erhielten sieben Jenaer Schülerinnen, die sich im Januar mutig und couragiert  in einem offenen Brief an alternative Clubs in Jena gewandt und sexualisierte Übergriffe und Sexismus in diesen Clubs angeprangert hatten.

In ihrer Rede sprach Martina Renner über ihre Arbeit im Bundestag und linke Ansätze feministischer Politik:

Liebe Frauen, liebe Männer,

macht jeden Tag zum Frauentag! Für Frauen in der Politik heißt das: Sorgen wir dafür, dass uns jeden Tag das Rathaus gehört!

Der Bundestag gehört weiter den Männern. Nur 36,8 Prozent der Abgeordneten sind Frauen. Und diese Sitze sind hart umkämpft. 1972 lag der Frauenanteil noch bei 5,8 Prozent.

In meiner Fraktion gilt Frauenmacht. Wir sind 35 Kolleginnen/Genossinnen und 29 Männer. Ehrlich, darauf bin ich wirklich stolz, denn wo sollen wir beginnen, wenn nicht bei uns. Und hier im Mitte-links regierten Thüringen, hier im Mitte-links regierten Erfurt wissen wir: es geht auch um mehr Frauen in Verantwortung. Im Bund sieht es da mau aus. Conny Möhring, frauenpolitische Sprecherin unserer Fraktion, fragt regelmäßig nach dem Anteil von Frauen in der Bundesregierung, den Ministerien und den nachgeordneten Behörden.

Es sind: fünf Frauen unter den 28 beamteten Staatssekretär_innen und fünf Frauen unter 16 Bundesminister_innen. Im Bundesinnenministerium liegt der Frauenanteil unter den Abteilungsleitern bei 8 Prozent. Da ist noch das Jahr 1972.

Damit sind wir dort, wo ich mich politisch bewege. In der Innenpolitik, in einer Männerwelt. Ihr wisst, ich schlage mich mit Nazis und Geheimdiensten herum. Mein politischer Alltag ist oft "allein unter Männern". Zuletzt spürte ich dies wieder auf einer Tagung des sich Verfassungsschutz nennenden Inlandsgeheimdienstes. Nicht nur, dass ich allein als Frau auf dem Podium saß. Im Raum waren sage und schreibe unter den 180 Teilnehmer_innen fünf Frauen.

Aber mal ehrlich: hier möchte ich gar keine Quote. Genauso wie ich nicht mehr Frauen in der Bundeswehr oder Krippen und Kitas in der Kaserne wünsche. Daher nehme ich meinen Exotin-Status unter den Agenten gelassen. Ich will ja Geheimdienste abschaffen und nicht feminisieren. Und Militär abbauen und Krieg nicht als Arbeitsplatz für Frauen entwickeln.

Linke feministische Politik muss an den realen Lebensbedingungen der Frauen ansetzen. Was nützt einer prekär Beschäftigten in Thüringen, wenn in den top börsennotierten Unternehmen jetzt im Aufsichtsrat die Quote gilt. Das Maß an Durchsetzung linker Politik wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit wir Frauen in Niedriglohn, ungewollter Teilzeit, Leiharbeit und Knochenjobs in Pflege und Logistik eine Perspektive auf mehr Lohn, Vollzeit, Entschleunigung und Aufstieg geben können.

Und linke feministische Politik wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit wir endlich eine Quote für die Männer bekommen. Die Hälfte der Haus-, Erziehungs- und Fürsorgearbeit sei ihnen. Das ist noch lange keine Realität, auch nicht bei uns.

Und zuletzt: linke feministische Politik wird sich daran bemessen, inwieweit wir solidarische Frauennetzwerke aufbauen. Es ist halt wie überall, wo Herrschafts- und Ausbeutungsmechanismen im Kapitalismus wirken. Am Ende des Tages müssen wir die Verteilungs- und Machtfrage stellen.

Seien wir mutig, tun wir dies als linke Frauen, als Frauen in der LINKEN, damit jeder Tag der 8. März wird!