Anwälte der Opfer: Überfall in Ballstädt war organisierter Angriff von Neonazis

Quelle: Thüringer Allgemeine/28.05.2015/Dokumentation

Heilt die Zeit wirklich alle Wunden? Fast 16 Monate liegen zwischen dem brutalen Überfall von Neonazis auf eine Kirmes-Gesellschaft in Ballstädt und der kürzlich erhobenen Anklage gegen 15 Tatverdächtige (wir berichteten). Eine Diskussionsrunde im Augustinerkloster in Gotha über das Ereignis, die Ursachen und die Folgen lässt ahnen, was bei der Hauptverhandlung an Emotionen zu erwarten ist.

Die vor allem für die Opfer zu tragende Last machten deren Anwälte, Kristin Pietrzyk und Sven Adam, deutlich. Die Straf-Verhandlung wird im Landgericht Erfurt stattfinden, der genaue Termin steht noch nicht fest. Voraussichtlich ist der Beginn im Herbst, mit mindestens 25 Verhandlungstagen wird gerechnet, mehr als 50 Zeugen könnten zu Wort kommen.

Wie die Anwälte mitteilten, wird den 14 Männern im Alter von 20 bis 39 Jahren sowie einer 32-jährigen Frau gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Raub vorgeworfen. Acht Personen seien vorbestraft, längere Haftstrafen seien dadurch wahrscheinlicher.

Sven Adam ist nach den bisherigen Ermittlungen überzeugt, dass der Überfall ein organisierter Angriff und keine Affekt-Handlung war. Dem schließt sich Autor Kai Budler an, der seit Jahren intensiv in der Neonazi-Szene recherchiert und eine Zunahme der Gewalt beobachtet. „Die Gruppe, die in Ballstädt ihr Unwesen getrieben hat, hat ihre Wurzeln in den 1990er-Jahren und war vor Ballstädt bereits in Crawinkel aktiv. In Thüringen existiert ein funktionierendes Netzwerk, die Mitglieder sind bekannt für Militanz und Gewalttätigkeit.“

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