Die unheimliche Mobilisierung

Quelle: www.welt.de

Beim Protestzug am Montag wurden rund 6000 Teilnehmer gezählt – vier Mal mehr, als angemeldet waren. Dass viele Rechtsextreme dabei waren, ist kein Zufall.

Für die Linke-Bundestagsabgeordnete Martina Renner, die sich seit Jahren mit der rechtsextremen Szene in Sachsen beschäftigt, ist die hohe Zahl Rechtsradikaler in Chemnitz keine Überraschung: „In Chemnitz existiert seit Jahrzenten eine gefestigte Neonaziszene. Die Stadt war Hotspot der NSU-Unterstützer und ist bis heute Hochburg von ,Blood and Honour‘, extrem rechten Hooligans und Kampfsportlern sowie der Kameradschaftsszene“, sagte Renner WELT. Sie selbst habe Hooligan-Gruppierungen wie „Kaotic“, die „NS-Boys“ aus Chemnitz, „Faust des Ostens“ aus Dresden und „Inferno“ aus Cottbus gesichtet. Auch der Rechtsrock-Organisator Tommy Frenck aus Thüringen sei vor Ort gewesen; dessen Konzerte hätten bereits in der Vergangenheit Tausende Neonazis in den Osten Deutschlands gelockt. Zudem seien bekannte Vertreter der Naziparteien „Der Dritte Weg“, „Die Rechte“ und die NPD-Jugendorganisation vor Ort gewesen. Mobilisiert hatten auch das Kameradschaftsspektrum, Pegida und die Identitäre Bewegung. „Die große Mobilisierung erfolgte mutmaßlich im Internet. Allein Pro Chemnitz kommt bei Facebook auf etwa 15.000 Follower“, sagte Renner.

Angeheizt wurde die Stimmung nach Ansicht der Linke-Politikerin Renner im Vorfeld auch durch die AfD. So hatte der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier auf Twitter geschrieben: „Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann, gehen die Menschen auf die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach!“ Während sich andere Abgeordnete umgehend distanzierten, rühmten sich zum Beispiel auf Facebook die baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Räpple und Hans-Peter Stauch, am Montag in Chemnitz dabei gewesen zu sein.

Mehr lesen Sie hier