Gutachten: Eine Telefonnummer reicht aus, um zu töten

Quelle: Neues Deutschland/21.09.2016/Dokumentation

Deutsche Geheimdienste möglicherweise Mitschuld an Tötung Unschuldiger durch "US-Dronestrikes". Informatiker widerlegt Aussagen von Regierungsparteien.

Telefonnummern reichen aus, um Menschen per Knopfdruck zu töten. Zu dieser Erkenntnis kommt ein im Auftrag des NSA-Untersuchungsausschuss angefertigtes Gutachten, das auf der Seite Netzpolitik.org veröffentlicht wurde. Demnach reiche die Telefonnummer einer Person aus, um diese auf wenige Meter genau zu lokalisieren und anschließend per Fernlenkwaffe von einer Drohne aus zu töten. Das Gutachten dürfte die Debatte um die massenhafte Speicherung von Metadaten erneut anheizen.

Als einer der ersten offenbarte der ehemalige US-Militär Brandon Bryant vor dem deutschen NSA-Untersuchungsausschuss, dass das gezielte Töten anhand von Telefonnummern möglich und derzeit gängige Praxis sei. Bryant war in seiner Funktion unmittelbar an der Tötung beteiligt. Als sogenannter Droneoperator hatte er die Aufgabe, das Ziel zu erfassen und am Ende abzudrücken. Zudem untermauerte er damit die Aussage des ehemaligen NSA-Chefs Michael Hayden, der auf einer Konferenz im Mai 2014 sagte: "We kill people based on Metadata" ("Wir töten Menschen, basierend auf Metadaten").

Bryant unterstrich zudem in seiner Anhörung, dass es für die USA für einen Drohnenschlag Legitimation genug wäre, wenn sich in einem Haus mindestens eine Telefonnummer einer gesuchten Person befände. Auf die Frage der LINKEN-Obfrau im NSA-Untersuchungsausschuss, Martina Renner, ob auch Deutschland Metadaten an die USA geliefert habe, antwortete Bryant, ihm sei mindestens ein Fall bekannt, indem Daten an den US-Geheimdienst NSA geliefert wurden, die auch zum Tod der Zielpersonen führte.

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