"Nach 15 Jahren sehen wir uns wieder, der Lasermann und ich"

Quelle: www.aftonbladet.se/13.12.2017/Dokumentation

Der Autor Gellert Tamas ist in Deutschland und beobachtet den Mordprozess gegen Jahn Ausonius.

Schließlich sehen wir uns wieder. Ich sitze hinter schusssicherem Glas im Hochsicherheitssaal in Frankfurt. John Ausonius steht mit Handschellen neben seinem Anwalt. Es ist 15 Jahre her. Wir saßen gemeinsam in einem Besuchszimmer im Kumla-Gefängnis. Ausonius hatte sich entschieden, seine Verbrechen zuzugeben. Ich hörte zu und machte mir Notizen. Aus unseren Gesprächen wurde mein Buch Lasermannen. Schon damals übte ich etwas Druck auf John Ausonius in der Frage aus: Hattest du mit dem Mord an Blanka Zmigrod am 23. Februar 1992 zu tun? Schon damals stritt er es ab. Aber heute nach 25 Jahren wird diese Frage in Deutschland in Frankfurt vor Gericht verhandelt.

Komischerweise ist es wohl so, dass unsere Gespräche vor 25 Jahren einen der Gründe bilden, dass wir heute hier sind. Einige Politiker in der Partei die LINKE lasen die deutsche Ausgabe von Lasermannen und kamen darauf, dass der Fall Blanka Zmigrod Verbindungen zu Ausonius haben könnte. Gleichzeitig war Ausonius Name aufgetaucht als eine mögliche Inspirationsquelle für die deutsche Terrorgruppe NSU – Nationalsozialistischer Untergrund. Die Politiker der LINKEN entschieden sich zu handeln. Sie stellten zwei Fragen im deutschen Parlament. Kann es Verbindungen zwischen dem NSU und Ausonius geben und warum passiert im Fall Blanka Zmigrod eigentlich nichts? Diese beiden Fragen scheinen die deutschen Ermittlungen beschleunigt zu haben.

John Ausonius ist älter geworden. Er ist etwas grau, sein Haar, sein Bart. Er ist gut gekleidet mit einem weißen Hemd, Krawatte und Schal. Er sieht entspannt aus. Er schaut etwas trotzig auf den großen Presserummel vor sich. „Ich habe alle meine Taten 1999 zugegeben, aber mit diesem Mord hier habe ich nichts zu tun“, sagt Ausonius. Danach verlas er eine mehrere Seiten lange Erklärung über sein Leben. Er blickte zurück auf seine ersten Gesetzesverstöße. Ein Diebstahl aus einem Parkautomaten und seine Banküberfälle. Die Attentate erklärte Ausonius als Ausdruck des Hasses, den er damals verspürt habe. „Ich habe mein eigenes Versagen auf Einwanderer projiziert“, erklärte er und verwies auf die fremdenfeindliche Stimmung, die damals herrschte. „Es gab ja sogar Politiker, die sagten, dass es besser sei, die Kinder in Afrika würden von Löwen aufgegessen“, sagte Ausonius und verwies auf die damals führenden Neudemokraten und ihre Äußerungen.

Heute sei sein Hass vergangen, so behauptet Ausonius. Er meint, dass er als Sündenbock ausersehen ist für einen Mord, mit dem er überhaupt nichts zu tun hat. Die Staatsanwältin kontert, dass dies nicht wahr sei, woraufhin Ausonius Verteidiger ein Verhör mit einem Lügendetektor von Ausonius fordert. Außerdem solle der Prozess eingestellt werden, weil keine neuen Beweise vorlägen und die zahlreichen Indizien bereits 1993 bekannt waren. Weil Ausonius damals nicht verurteilt wurde, sollte er auch heute nicht verurteilt werden. Das Gericht wird bis nächste Woche über diese Anträge entscheiden. Kaum etwas wurde über das Opfer gesagt, die Auschwitz überlebte, aber knapp 40 Jahre später erschossen wurde, mit einem Schuss aus allernächster Nähe in den Kopf. Trotzdem handelt der Prozess von ihr. Die Frage bleibt. War es John Ausonius, der Blanka Zmigrod erschoss? Wird er dann für diesen Mord auch verurteilt?

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Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Frage von Martina Renner:

"Ermittlungen zum so genannten Lasermann als mögliche Blaupause für den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU)" (Drs. <media 30081 - - "SONSTIGES, 1802432, 1802432.pdf, 183 KB">18/2432</media> und <media 36027 - - "SONSTIGES, 1812724, 1812724.pdf, 76 KB">18/12724</media>)