Rätsel NSU: Mehr Nazi-Attacken auf Turgut

Quelle: www.ostsee-zeitung.de/13.01.2018/Dokumentation

Bereits 1998 gab es Anschläge in Rostock. Die Linke fordert eine Untersuchung. Das Bundesjustizministerium leistet sich eine peinliche Panne.

Wende im Fall Mehmet Turgut: Gegen den türkischen Imbissbuden-Besitzer, den Mitglieder des so genannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) 2004 in Rostock ermordeten, gab es offenbar bereits 1998 zwei Attacken von Neonazis. 20 Jahre später birgt dies politischen Sprengstoff. Denn Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt hätten zwei NSU-Untersuchungsausschüsse im Bundestag nicht über die Angriffe informiert.

Die Sicherheitsbehörden räumen die Vorfälle auf eine Anfrage von Martina Renner, Bundestagsmitglied der Linken, ein, – einen „körperlichen Übergriff“ auf Turgut im Juni 1998, einen Brandanschlag auf den Imbiss einen Monat später. Es habe seinerzeit „keine konkreten Anhaltspunkte“ für einen Zusammenhang zum NSU gegeben, teilt das Bundesjustizministerium mit. Allerdings nennt es den Namen Yunus Turgut, Mehmets Bruder, der noch lebt. Bis heute werden die Brüder verwechselt.

Renner ist empört. „Es ist skandalös, dass der Generalbundesanwalt weder die Prozessbeteiligten noch die bisherigen Untersuchungsausschüsse darüber informiert hat.“ Denn es sei bekannt, dass das NSU-Trio, dem bundesweit zehn Morde zugeordnet werden, in den 1990er Jahren im Neonazi-Milieu Mecklenburg-Vorpommerns unterwegs war. Dies werfe die Frage nach möglichen Unterstützern auf.

Die Linke fordert einen ordentlichen Untersuchungsausschuss im Landtag. Vorwurf: Sicherheitsbehörden hätten diverse Hinweise in die rechtsextremistische Szene zum Turgut-Mord ignoriert. Der jetzige Unterausschuss sei nur „Beruhigungspille“, so Peter Ritter, Innenexperte der Linken im Landtag. CDU und SPD haben signalisiert, dass es eine umfassende Untersuchung geben könnte. Ritter: „Es ist Zeit.“

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